Mehr Austauschprogramme für Schüler und Jugendliche ermöglichen

Monika Hohmann, stellvertretende Fraktionsvorsitzende und sozialpolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke, sagt in der Debatte zum internationalen Schüler- und Jugendaustausch:

„Wir können unsere Schüler:innen und jungen Menschen nicht nur auf eine sich globalisierende Gesellschaft und Wirtschaftswelt vorbereiten, sondern gerade in Zeiten, in denen Krisen, Kriege und ein erstarkender gesellschaftlicher Rechtsruck die internationalen Beziehungen immer mehr bedrohen, wäre es vernünftig, den internationalen Schüler- und Jugendaustausch als Beitrag zur Verständigung zwischen Menschen, Kulturen und Ländern auszubauen.

Am Montag dieser Woche erreichte uns ein ostdeutsche Abschlusspapier zum Ostgipfel der Landesschüler:innenvertretungen von Berlin, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern.

Darin heißt es u. a.: „Zudem ist vermehrt eine antieuropäische Einstellung bei Schüler:innen in Ostdeutschland zu beobachten, was sich im Wahlverhalten widerspiegelt. Vor allem Parteien, welche die Auflösung der Europäischen Union fordern, gewinnen zunehmend an Unterstützung.“ Weiterhin forderten die Beteiligten: „Ziel sollte es sein, Schüler:innen über aktuelle Themen zu informieren und durch Schüleraustausche sowie eine verstärkte Europabildung die interkulturelle Kompetenz zu fördern. Dazu fordern wir Unterstützung durch außerschulische Bildungsträger.“ Genau das ist es, was wir heute auch mit unserem Entschließungsantrag fordern.

Zu Beginn ist es positiv zu benennen, dass mehr Förderung und entsprechend mehr Mittel an GO EUROPE gegeben werden. Doch an sich hilft dies den Schulen nicht dabei, trotz knapper personeller Ressourcen, aktiv einen Austausch zu organisieren oder umzusetzen. Es ist mehr als ernüchternd, wenn man sich anschaut, dass 2019 noch 88 Schulen mit 1.449 Schüler:innen Begegnungen am Ort des Partners durchgeführt haben , noch dazu 65 Schulen mit 933 Schüler:innen am eigenen Ort. Doch 2023 haben nur 34 Schulen mit 516 Schüler:innen Begegnungen am Ort des Partners und 37 Schulen mit 581 Schüler:innen am eigenen Ort durchgeführt. Vor 10 Jahren hatten noch 115 Schulen mit 1860 Schüler:innen Begegnungen am Ort des Partners.

Nur um das mal ins Verhältnis zu setzen: Gemäß dem statistischen Landesamt hatten wir im Schuljahr 2023/2024 747 öffentliche Schulen. Davon haben sich 34 Schulen am Schüleraustausch beteiligt, einige davon sogar mehrfach. Schaut man sich die Teilnehmer:innenzahlen im letzten Jahr an, so kann ich sagen, dass es gerade einmal 0,5 Prozent der Gesamtschülerzahl der weiterführenden Schulen sind. Das ist nicht akzeptabel. Wenn man sich anschaut, welche Schulformen an den Maßnahmen der Begegnungen teilnahmen, dann zeigt sich eindeutig, dass mehrheitlich Gymnasien dabei sind. Das war vor der Pandemie so und es ist auch nach der Pandemie so. Es gab insbesondere einen Rückgang bei den berufsbildenden Schulen sowie bei den Gesamt- und Sekundarschulen. Schon in meiner Rede vor knapp neun Monaten in diesem hohen Hause habe ich betont, dass es mir und meiner Fraktion ein Herzensanliegen ist, dass jeder junge Mensch in Sachsen-Anhalt wenigstens einmal bis zu seinem 25. Lebensjahr ein europäisches Land besucht haben soll. Hierbei darf der Schwerpunkt des europäischen Schüler- und Jugendaustausches nicht nur auf der Schule liegen, sondern darauf, dass alle Jugendlichen auch außerhalb der Schule die Möglichkeit haben, Europa zu erleben. Wir müssen uns deshalb besonders dafür einsetzen, dass junge Menschen unabhängig von der Schulform, dem Bildungshintergrund, der Herkunft oder von ökonomischen Voraussetzungen an den Austauschprogrammen teilnehmen können.“

Magdeburg, 22. Januar 2025