Fokus Jugend 2012

Monika Hohmann, MdL
Monika Hohmannunterwegs

Die große Beteiligung der Gäste aus Politik, Wissenschaft sowie Fachkräften der Kinder- und Jugendarbeit zeigte einmal mehr, wie aktuell und wichtig der Dialog über eine eigenständige Jugendpolitik sowohl im Bund als auch im Land ist. Nach einer thematischen Einlassung und der Fokussierung: Kabarett trifft Wissenschaft und Politik, konnten die Teilnehmer aus vier Workshops auswählen.

 

Das jugendpolitische Hearing setzte sich mit der Aufgabe und Rolle einer eigenständigen Jugendpolitik auseinander. Sven Frye (Vorsitzender Deutscher Bundesjugendring) stellte in seinem Impulsreferat noch einmal die Bedeutung der Jugendverbände in einer eigenständigen Jugendpolitik dar. Aufgabe der Verbände sei es, den Begriff „eigenständige Jugendpolitik“ auszufüllen.

 

Prof. Dr. Lindner (Fachhochschule Jena) referierte über die Jugendpolitik in Ostdeutschland. Dabei legte er den Fokus auf den demografischen Wandel. Er vertrat die Auffassung, dass „weniger Jugendliche mehr Investitionen brauchen“. Dieses bedarf auch ein Umdenken in der Politik.

 

In den anschließenden Diskussionen setzten sich die Teilnehmer mit den derzeitigen Situationen von Jugendlichen auseinander und formulierten zukünftige Aufgaben von Politik und Gesellschaft.

 

Jugendliche erfahren heute hauptsächlich den Druck, in dieser Gesellschaft zu bestehen. Leistung steht mehr denn je im Vordergrund der schulischen Bildung. Wichtige soziale Kompetenzen sind aber erst in den letzten Jahren in Schulkonzepten aufgenommen wurden. Statt bestmöglicher Förderung erleben immer mehr Jugendliche einen Mangel an Zukunftsperspektiven. Selektierende Schulsysteme, fehlende Mitbestimmungsmöglichkeiten und nicht selten viel zu frühe Armutserfahrungen, die mit Ausgrenzung aus dem gesellschaftlichen Leben einhergehen, sind Faktoren, die der jungen Generation ein Ankommen in der Gesellschaft erschweren.

 

Deshalb muss es endlich ein umfassendes Konzept für eine eigenständige Jugendpolitik geben. Der Koalitionsvertrag auf Bundesebene sieht dieses bereits vor. Dennoch stecken die derzeitigen Bemühungen noch in den „Kinderschuhen“. Politik tut sich nach wie vor schwer, Jugendpolitik als Querschnittsaufgabe zu sehen. Wir brauchen eine Politik auf Augenhöhe! Kinder und Jugendliche müssen einklagbare Rechtsansprüche erhalten. Eine Verankerung der Kinderrechte in der Landesverfassung und auch im Grundgesetz ist daher eine Grundforderung. Statt eines bloßen Versprechens zu mehr Partizipation ist eine rechtsförmige Verankerung von konkreten Mitbestimmungsrechten wichtig. Echte Partizipation und Beteiligung zeigt sich auch dadurch, dass die Interessen und Forderungen von Kindern und Jugendlichen von Diesen selber formuliert werden. Kinder und Jugendliche müssen dazu ihre Anliegen und Ansprüche selbst vertreten. Eine Herabsetzung des Wahlalters auf 16 Jahre, verbunden mit der persönlichen Ausübung des Wahlrechts, ist daher unumgänglich. Es bedarf einer querschnittsorientierten Jugendpolitik. Sie muss über bürokratische Gegebenheiten hinweg auf andere Politikbereiche Einfluss nehmen, um für die Interessen junger Menschen im Sinne einer ganzheitlichen und nachhaltigen Politik einzutreten. Wir stehen vor großen Herausforderungen, so die abschließenden Meinungen.

 

„Unsere Antwort auf die aktuellen Fragen der Jugendpolitik heißt jungendpolitisches Programm“ so Rolf Hanselmann (Vorstandsvorsitzender KJR LSA). Die Forderung ist bei den anwesenden PolitikerInnen angekommen. Nun gilt es, dieses auf den parlamentarischen Weg zu bringen.

 

Monika Hohmann, kinder-, jugend- und familienpolitische Sprecherin

26.10.2012